Trauer um Adalbert Friedrich
Am 21. April 2020 ist Adalbert Friedrich im Alter von 96 Jahren verstorben. Wir verlieren mit ihm einen leidenschaftlichen Heimatforscher, der 1949 Gründungsmitglied des Heimatvereins und Vorsitzender von 1969 - 1993 war. 1999 wurde er anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Heimatvereins zum Ehrenvorsitzenden ernannt und 2019 für 70 Jahre Mitgliedschaft geehrt.
Für seine Verdienste um die Erforschung der Heimatgeschichte erhielt er am 27. April 1987 das Bundesverdienstkreuz. Am 8. Mai 2004 ernannte die Gemeinde Raesfeld Adalbert Friedrich zum Ehrenbürger.
Bereits als Schüler wurde sein heimatgeschichtliches Interesse bei einer Exkursion zur Turmhügelburg Kretier mit Lehrer Martin Drescher, von 1949 – 1969 erster Vorsitzender des Heimatvereins, geweckt. Nach der Rückkehr aus dem Krieg (Dienst in der Wehrmacht von 1942 – 1945) und drei Jahren in russischer Gefangenschaft reizte ihn in der Phase des Wiederaufbaus und der beruflichen Weiterbildung immer noch die Beschäftigung mit der Heimatgeschichte, so dass er im Alter von 25 Jahren Mitbegründer des Heimatvereins wurde. „Nach fünfeinhalb Jahren war ich wieder in Raesfeld und wollte von dort nicht mehr weggehen“, so der letzte Satz in seinem 2019 veröffentlichten Buch über seine Erfahrungen in Krieg und Gefangenschaft.
v. l.: Adalbert Friedrich, Martin Drescher
Eine der ersten Aufgaben des Vereins war die Anlage von Wallhecken. Baugruben wurden noch von Hand ausgehoben, so dass zusammen mit Lehrer Drescher und dem 2. Vorsitzenden Bürgermeister Johann Löchteken etliche Funde wie Tonscherben und Steinbeile aus der Raesfelder Vorzeit gesichert werden konnten. Diese wurden in einer ersten Ausstellung im Keller des Kolpinghauses präsentiert.
Adalbert Friedrich hat Geschichte erforscht und Geschichte mitgestaltet. Durch zahlreiche Publikationen, die auch in Fachkreisen Beachtung gefunden haben, ist er weit über die Grenzen des Kreises Borken hinaus bekannt geworden. Allein im Jahrbuch des Kreises Borken hat er mehr als 40 Beiträge veröffentlicht und viele weitere Texte zur Heimatgeschichte verfasst.
Bereits in den ersten Nachkriegsjahren fing er an, Ansichten von Raesfeld, Erle und Homer zu fertigen. Zeichnungen in schwarz-weiß, das Wechselspiel von Licht und Schatten inspirierte ihn.
Mit großem persönlichen Engagement hat er sich am Aufbau des Museums am Schloss in einem Ackerbürgerhaus in der Schlossfreiheit beteiligt. Dieses Museum, in dem seit 1984 die zeitgeschichtliche Dokumentation „Raesfeld 1939 – 1945“ gezeigt wird, stellt eine Bereicherung der Museumslandschaft des Westmünsterlandes dar. Auch die Eröffnung des heimatkundlichen Schulmuseums 1989 in der Sebastianschule, des Naturschutz-Refugiums im Pölleken oder die Errichtung der Erinnerungsstele für die ehemaligen jüdischen Mitbürger dürfen hier nicht vergessen werden.
Er war der Auffassung, dass Heimatvereine nicht in Heimattümelei verfallen dürften, bei der Trecksackmusik oder Pfannekuchenessen zum Selbstzweck würden. Vielmehr seien als Aufgaben die Förderung des kulturellen Lebens durch Vermittlung geschichtlicher, geologischer und naturkundlicher Kenntnisse der Heimat, die Erhaltung des Orts- und Landschaftsbildes, der Bau- und Naturdenkmäler sowie die Pflege des Brauchtums und der Mundart zu nennen.
Bis zuletzt hat er sich in seinem umfangreichen Archiv mit heimatgeschichtlicher Forschung befasst. Auch war er viele Jahre bei der Durchsicht und Aufarbeitung des umfangreichen Fotoarchivs von Ignaz Böckenhoff beteiligt.
An seinem 95. Geburtstag wurde sein letztes Buch über seine Erfahrungen in Krieg und Gefangenschaft veröffentlicht. „Nach fünfeinhalb Jahren war ich wieder in Raesfeld und wollte von dort nicht mehr weggehen“, so der letzte Satz in diesem Buch.
Mit dem Tod von Adalbert Friedrich haben wir einen exzellenten heimatkundlichen Experten und Zeitzeugen verloren. Seine Leistungen und sein nachhaltiges Wirken bleiben aber sichtbar und in steter Erinnerung.